Im Kajak Braucht Mensch Keine Beine
Erinnere dich an die Sommertage: Die warme Jahreszeit bringt unzählige Möglichkeiten mit sich, im, auf und am Wasser aktiv zu sein. Wassersport macht im Allgemeinen viel Spaß und ist zudem wie geschaffen für Menschen mit Beinamputationen geeignet: Denn schließlich bietet Wassersport den zusätzlichen Vorteil, dass das Wasser einen Großteil unseres Gewichts trägt. Ein Vorteil, der für viele Amputierte nicht zu unterschätzen ist.
Schwimmen, Schnorcheln, Tauchen, Kajakfahren, Surfen - egal, für welche dieser Aktivitäten du dich entscheidest, sie machen alle großen Spaß und sind in meinen Augen auf jeden Fall einen Versuch wert. Zumal sie dir oft eine völlig neue Perspektive auf unseren schönen Planeten eröffnen. Nur wenige Meter unter der Meeresoberfläche liegt oft eine ganz neue Welt. Zu spüren, wie die Kraft einer Welle dich auf einem Surfbrett zurück ans Ufer trägt, ist eine Erfahrung, die demütig macht. Und jede Küste sieht von einem Kajak aus gesehen ganz anders aus.
In den letzten Jahren hatte ich das Glück, mehrere Seekajaktouren entlang der walisischen Küste zu unternehmen. Und was für eine atemberaubend schöne Küstenlinie das ist. Als ich zum ersten Mal mit dem Kajak auf der irischen See vor der Isle of Anglesey unterwegs war, hat es mich gepackt. Ich musste mich geschlagen geben, als ich in Pembrokeshire mit starkem Wind und großen Wellen konfrontiert wurde, die weit über meiner Gehaltsklasse lagen. Und ich konnte nicht aufhören, die Schönheit von Mutter Natur zu bewundern, als ich an der Südküste der Gower-Halbinsel entlang paddelte, wobei eine Robbe fast eine Stunde lang mein ständiger Begleiter war. Ich habe jedes einzelne dieser Erlebnisse geliebt und möchte kein einziges davon missen. Und rückblickend frage ich mich oft, warum ich so lange gebraucht habe, um überhaupt mit dem Seekajakfahren anzufangen.
Beginne Auf Eine Weise, Die Sich Für Dich Richtig Anfühlt
In meiner Studienzeit - also vor über 20 Jahren - bin ich viel auf langsam fließenden Flüssen und Seen gepaddelt. Flache Gewässer mit vielen einfachen Ein- und Ausstiegsstellen. Und im Laufe der Jahre habe ich oft gedacht, dass es schön wäre, diese Art von Outdoor-Aktivität wieder aufzunehmen. Aber was mich wirklich interessierte, waren Seekajaks und Wildwasserkajaks. Irgendwie wusste ich einfach, dass es mir genau das gefallen würde. Doch trotz dieses Wissens, habe ich es immer wieder aufgeschoben und eine Ewigkeit gezögert.
Da ich oberhalb des Knies amputiert bin, war ich mir einfach nicht sicher, wie ich es auf sichere Weise angehen sollte. Wäre es am besten, mit oder ohne Prothese Kajak zu fahren? Wenn ich meine Beinprothese trage, welche Sicherheitsaspekte muss ich dann beachten? Sollte ich ein normales Kajak verwenden oder eines, das an meine Bedürfnisse angepasst ist? Wie kann ich längere Strecken mit dem Boot - und der Ausrüstung - über Land bewältigen, wenn wir irgendwo über Nacht bleiben, insbesondere bei Ebbe? Jede Menge Fragen. Und sie sind alle auf die eine oder andere Weise relevant. Aber rückblickend kommt es mir so vor, als hätte ich sie teilweise als Ausrede benutzt. Und erst als ich von dem Kurs "Einführung ins Kajakfahren" hörte, der von Plas Y Brenin, dem nationalen Ausbildungszentrum für Berg- und andere Abenteuersportarten des Vereinigten Königreichs in Snowdonia/Wales, angeboten wird, habe ich endlich die Kurve gekriegt. Fünf Tage hochqualitativer Unterricht in einer kleinen Gruppe. Mit nur drei Kajakanfängern in der Gruppe ist das Verhältnis von Lernenden zu Lehrenden wirklich erstaunlich gut.
Dieser Kurs war genau das, was ich brauchte. Er bot eine großartige Mischung aus Unterrichtseinheiten im Pool, auf den Seen von Nordwales mit dem Berg Snowdon als Kulisse im Hintergrund, auf der irischen See und auf leicht befahrbarem Wildwasser. Ich hatte die Gelegenheit, verschiedene Boots- und Paddeltypen auszuprobieren, lernte einfache Rettungstechniken und erwarb Grundkenntnisse über Wind und Wetter, Strömungen, Wellen und Gezeitenkarten. Diese fünf Tage bei Plas Y Brenin legten ein solides Fundament an Fähigkeiten und gaben mir das nötige Selbstvertrauen, um endlich wieder mit dem Kajakfahren zu beginnen - diesmal als Einbeiner.
Seekajakfahren In Pembrokeshire
Nach dem Kurs führte mich einer meiner ersten Wochenendausflüge nach Pembrokeshire. Zusammen mit einem Freund machte ich mich auf den Weg in das kleine Dorf Abercastle. Der Hafen, so sagte man uns, sei ein idealer Ort, um die Boote ins Wasser zu lassen und die Küste zu erkunden.
Für diesen ersten Ausflug beschloss ich, ohne meine Prothese zu paddeln. Im Kajak braucht mensch keine zwei Beine. Da ich ein ziemlicher Neuling in diesem Sport bin, wollte ich nicht das Risiko eingehen, zu kentern, mit der Prothese stecken zu bleiben und sofort zu ertrinken. Mein Freund bot mir an, mein Boot an den Strand und später zurück zum Auto zu bringen. Also war das geklärt: Es hieß, erst einmal einbeinig paddeln.
Wir fuhren aus der Bucht hinaus und an der Küste entlang, spielten in der leichten Brandung entlang der Klippen, ließen die Boote durch enge Kanäle fahren, wagten uns in Höhlen hinein und manövrierten die Kajaks um Hunderte von Felsen, die bei Ebbe die Brandung brechen. Wir bekamen bald eine Routine und fühlten uns auf dem Wasser zunehmend sicher. So sicher, dass wir sogar ein paar Rettungsübungen machen konnten - was natürlich bedeutete, in die kalte Irische See zu springen. Zehn, vielleicht zwölf Grad, schätze ich. Ein Königreich für einen Neoprenanzug. Und falls wir auch mal in der kälteren Jahreszeit Ausflüge machen sollten, ein weiteres Königreich für einen Trockenanzug.
Nach ein paar Stunden auf dem Wasser - müde, aber glücklich - schleppten wir die Kajaks zurück ans Ufer. Was für ein toller Tag, was für ein atemberaubender Küstenabschnitt.
Später an diesem Tag studierten wir bei einem Pint Bier im örtlichen Pub die Karten der Gegend, den Wetterbericht, die Kajakführer und die Gezeitenkarten. Und zielsicher entschieden wir uns für Porthclais als Ziel für den nächsten Tag. Laut unserem Reiseführer ist die Gegend um den kleinen Hafen von Porthclais ein weiterer atemberaubend schöner Teil von Pembrokeshire. "Klingt nach einem guten Plan", dachte ich, als ich später in der Nacht in meinen Schlafsack kroch. Und innerhalb weniger Minuten war ich eingeschlafen.
Kenne Deine Grenzen
Und unser Plan war ein war großartiger Plan. Zumindest für erfahrenere Paddler, nicht aber für uns. Wir hatten Westwind, eine ablaufende Flut und eine Dünung, die jenseits unserer Komfortzone lag. Kaum 15 Minuten nach dem Verlassen des geschützten Hafens beschlossen wir, umzukehren. Die offenen Gewässer waren uns einfach zu rau.
Bei einer Tasse Kaffee war es an der Zeit, nach einem anderen Ort zu suchen, der geschützter war und vielleicht mehr Ausstiegsmöglichkeiten bot, falls wir die Tour irgendwo auf der Strecke abbrechen mussten. Bald fiel unser Blick auf die Küste westlich von Newport.
Was soll ich sagen: Ein einladender, schöner, weißer Sandstrand, eine geschützte Bucht, atemberaubende Klippen mit vielen Höhlen, jede Menge Meerestiere und Wasservögel zum Beobachten. Und ab und zu eine kleine Bucht, ideal für eine Pause, einen schnellen Snack und ein bisschen Erholung.
Es ist erstaunlich, wie die Zeit vergeht, wenn mensch im Kajak die Küste entlang paddelt, mit der Bewegung des Meeres eins wird und die Schönheit der Natur bewundert. Während wir zurück an Land fuhren, kam ich ins Grübeln: Dieser spektakuläre Küstenabschnitt ist nur drei, vielleicht dreieinhalb Stunden von meinem Wohnort entfernt. Ich habe mein eigenes Kajak und andere Paddelausrüstung zu Hause. Ich habe Zugang zu einem Auto mit Dachgepäckträger. Es ist wunderschön. Es ist gut für Geist, Körper und Seele. Und es ist definitiv gut für mich. Warum habe ich so lange gebraucht, um hierher zu kommen; so lange, um wieder mit dem Kajakfahren zu beginnen?
Gelernte Lektionen
Wie man seine Ausrüstung ins und aus dem Wasser bekommt
Ich kann ziemlich stur sein, und ich war immer sehr auf meine Unabhängigkeit bedacht. Das bedeutet für mich natürlich, dass ich in der Lage sein muss, meine eigene Ausrüstung zu tragen; es bedeutet, dass ich in der Lage sein muss, mein Boot und alles andere, was ich brauche, selbst und ohne fremde Hilfe ins und aus dem Wasser zu bringen. Im Laufe der Jahre habe ich mein Kajak hinter mir hergeschleppt, während ich bei Ebbe auf Krücken über einen langen Sandstreifen ging. Nicht ideal, nicht sehr elegant - aber möglich. Ich habe mein Boot - mit der gesamten Campingausrüstung darin - geschoben, während ich einbeinig hinter ihm herhüpfte und dabei in meinem Neoprenanzug samt Schwimmweste und Spritzdecke dampfte. Auch das ist nicht ideal, nicht sehr elegant - aber möglich. Und ich habe mein gesamtes Zeug mit einer einfachen wasserdichten Prothese getragen. Das war bisher die beste Option, wenn du mich fragst. Und nachdem ich mir selbst bewiesen hatte, dass ich meine Sachen vom Auto ins Wasser und wieder zurück bringen kann, fällt es mir jetzt auch leichter, Hilfe anderer anzunehmen.
Kajakfahren mit oder ohne Prothese
Auch hier habe ich verschiedene Möglichkeiten ausprobiert. Diejenige, zu der ich so ziemlich sofort "Nein!" gesagt habe, war das Tragen meiner Prothese im Kajak. Da ich immer noch nicht weiß, wie ich mein Boot rollen und es ohne auszusteigen wieder aufrichten kann, muss ich dafür sorgen, dass ich aus dem Kajak herauskomme, wenn ich gekentert bin. Und die Vorstellung, mit der Prothese stecken zu bleiben und nicht mehr sicher aussteigen zu können, gefiel mir einfach nicht. Im Allgemeinen trage ich gerne meinen Schaft, wenn ich sitze, da er mir mehr Stabilität bietet - auch wenn die eigentliche Prothese nicht daran befestigt ist. Deshalb ist es für mich am besten, wenn ich die Prothese zwar nutze, um Dinge vom Auto zum Ufer zu bringen. Dann nehme ich das Bein aber ab und verstaue es sicher irgendwo im Boot. Dann steige ich in das Kajak und schiebe mich mit der einen Hand und dem Paddel auf der anderen Seite ins Wasser. Das ist so ziemlich die gleiche Methode wie bei zweibeinigen Kajakfahrern. Am Anfang hatte ich meine Krücken neben dem Sitz dabei. Aber auch das ist eine Frage der Sicherheit und nicht ideal. Und bis ich das Boot so umgebaut habe, dass ich sie anders verstauen kann, lasse ich die Krücken nun im Auto.
Kajakfahren allein oder in Begleitung
Wie ich bereits erwähnt habe, versuche ich, Wege zu finden, Dinge unabhängig machen zu können. Trotz meiner Amputation. Ich mag es einfach nicht, um Hilfe zu bitten. Vor allem nicht, bis ich herausgefunden habe, wie ich es allein schaffen kann. Sobald ich weiß, dass ich es selbst kann, fällt es mir viel leichter, um Unterstützung zu bitten oder sie anzunehmen. Nenne es Sturheit. Nenne es arrogant. So bin ich nun mal. Aber wenn es darum geht, mit dem Kajak auf das offene Meer hinauszufahren und sich weiter vom Ufer zu entfernen, ist es aus Sicherheitsgründen ein Muss, mit einem Freund zu fahren. Ein paar hundert Meter vom Ufer entfernt, bei rauen Bedingungen und schlechter Sicht, bei starkem Wind und ablaufender Flut zu kentern, auszusteigen, nicht mehr ins Boot zurückkehren zu können und zu spüren, dass die Erschöpfung bald einsetzt, dann Unterkühlung und Panik, ist einfach ein zu beschissenes Szenario, um es zu erleben. Also ja, für mich bedeutet Seekajakfahren immer, mit einem Freund unterwegs zu sein.
Umbau des Kajaks
Bislang habe ich mein Kajak noch nicht an meine besonderen Bedürfnisse als Amputierter angepasst. Ich bin noch dabei, verschiedene Optionen zu prüfen und mit verschiedenen Ideen zu spielen, die es mir ermöglichen, mein Boot besser zu steuern und Körperbewegungen direkter auf das Kajak zu übertragen. Und ich werde wahrscheinlich die Einstellung des Kniepolsters ändern, es ein Stück zurücksetzen, damit ich es mit meinem Stumpf benutzen kann. Ansonsten sind nicht viele Änderungen erforderlich (soweit ich das bis jetzt sehe). Vielleicht noch ein paar Klebeband-Straps, um den Stumpf zu fixieren.
Post von Björn Eser, dem Gründer von und Macher hinter The Active Amputee.
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