Darf ich vorstellen: Die Hopper Blade

Am ende geht es darum, ein aktives Leben nach den eigenen Vorstellungen leben zu können (Bild mit freundlicher Genehmigung von Hopper)
Am ende geht es darum, ein aktives Leben nach den eigenen Vorstellungen leben zu können (Bild mit freundlicher Genehmigung von Hopper)

Trau dich zu träumen: Wie Hopper das Laufen für Amputierte neu definiert

Als Jérôme Bernard gerade neun Jahre alt war, verlor er bei einem, wie er es salopp nennt, „kleinen Zwischenfall im Leben“ beide Beine und einen Arm. Natürlich war das ein einschneidendes Ereignis, aber das hielt ihn nicht davon ab, mit seinen Freund*innen zu spielen und sich unzähligen Herausforderungen zu stellen. Mit der unerschütterlichen Unterstützung seiner Familie bastelte er sich behelfsmäßige Prothesen, die es ihm ermöglichten, mit dem Fahrrad über Bergpässe zu fahren und Skihänge hinunter zu carven. 

 

Ein Händchen für DYI-Ansätze und eine „Can-Do“-Einstellung

Wie ihr vielleicht schon gemerkt habt, ist Jérôme ein Mann, der sich vom Leben nicht unterkriegen lässt. Doch als er Vater wurde, stand er vor einer neuen Herausforderung - wie sollte er eines Tages seinen Söhnen hinterherlaufen?

 

In Frankreich, wie auch in vielen anderen Ländern, galten Laufprothesen als nicht lebensnotwendig und waren daher nicht durch die reguläre Krankenversicherung abgedeckt. Sie aus eigener Tasche zu kaufen, kam für Jérôme nicht in Frage. Das war einfach zu teuer - zumal er ja zwei dieser Laufprothesen brauchte!

 

Er hatte ein Händchen fürs Heimwerken, keine Frage. Aber starre Prothesen für den Radsport und das Skifahren anzufertigen, war eine Sache. Blades für den Laufsport herzustellen, eine ganz andere. 

 

 

Ein Zufallskontakt zu Airbus

Eines Tages, als er vor der Grundschule auf seine Kinder wartete, kam er mit Benjamin Trarieux, einem anderen Elternteil, ins Gespräch. Als er erfuhr, dass Benjamin Ingenieur bei Airbus war, fragte er halb im Scherz, ob er ihm vielleicht dabei helfen könnte, einen Weg zur Herstellung von Laufprothesen zu finden.

 

Benjamin nahm ihn beim Wort und schlug vor, eine Projektausschreibung an der nahe gelegenen Ingenieurschule IMT Mines Albi in Südfrankreich zu starten. Das war im September 2019. Und es war der Beginn eines unglaublichen Abenteuers - eines Abenteuers, das mehr als nur sein eigenes Leben verändern sollte.

 

An der IMT lernten Jérôme und Benjamin Victor, Hugo, Lou, Émilie, Melvin, Julie und andere Student*innen kennen, die sich sofort von Jérômes aufgeschlossener und optimistischer Persönlichkeit angezogen fühlten, ebenso wie von seiner einzigartigen Art, die Herausforderungen, denen er sich gegenübersah, mit entwaffnender Leichtigkeit zu beschreiben und anzugehen.

 

In ihren Gesprächen mit Jérôme identifizierte dieses Team junger und begeisterter Student*innen die wichtigsten Barrieren, die die meisten Amputierten daran hindern, die einfache Freude am Laufen zu erleben.

 

 

Barrieren abbauen und Barrierefreiheit in den Mittelpunkt rücken

Der Zugang wurde schnell als einer der wichtigsten limitierenden Faktoren erkannt - nicht nur in Bezug auf die Kosten, sondern auch auf die Benutzer*innenfreundlichkeit und den Zugang zu Informationen.

 

Eine weitere zentrale Herausforderung war die Vielseitigkeit (oder besser gesagt, der Mangel daran), da die meisten Blades in erster Linie für Bahnen konzipiert wurden, was sie für andere Terrains unpraktisch macht. Und schließlich war da noch die Frage der Unterstützung. Viele Amputierte hatten nur wenig oder gar keine Beratung hinsichtlich der Auswahl, Finanzierung oder effektiven Nutzung einer Laufprothese, was die Aussicht selbst wieder zu laufen noch unerreichbarer erscheinen ließ.

 

Entschlossen, diese Barrieren zu überwinden, machte sich das engagierte Team von Ingenieurstudent*innen auf die Suche nach Lösungen.

 

Bei einem Besuch bei Airbus entdeckten sie eine unglaubliche Gelegenheit: Große Mengen ungenutzter Kohlefasern, die ursprünglich für den Rumpf des A350 bestimmt waren, sollten entsorgt werden.

 

Daraus entstand eine ehrgeizige Idee: Wie wäre es, wenn dieses für die Luft- und Raumfahrt geeignete Material, anstatt es zu entsorgen, für die Herstellung erschwinglicher und effizienter Laufprothesen wiederverwendet werden könnte? Abfall in Innovation verwandeln und gleichzeitig die Umwelt schonen - das war der Plan!

 

Eine weltweite Pandemie, unzählige Arbeitsstunden, einige Innovationspreise, wichtige Partnerschaften mit Airbus und Salomon und einige glückliche Amputierte später - et voilà: Hopper war geboren.

 

Was ursprünglich als viermonatiges Student*innenprojekt gedacht war, entwickelte sich zu einem vollwertigen Unternehmen, angetrieben von einem kleinen, aber engagierten Team, dessen Motto lautete: Dare to Dream/Trau dich zu träumen. Und sie trauten sich. Und sie ermutigten die Amputierten um sie herum, es auch zu wagen. Denn es erfordert Mut, wieder mit dem Laufen anzufangen, wenn einem gesagt wurde, dass man eben dies wohl nie wieder tun würde.

 

 

Wieder ein aktiver Lebensstil nach eigener Wahl

Für Hopper geht es beim Laufen nicht nur um Wettkämpfe, sondern auch darum, sich wieder zu bewegen - mit dem Kind im Park zu laufen, ihm das Fahrradfahren beizubringen, sich einer örtlichen Laufgruppe anzuschließen oder einfach den Wind im Gesicht zu spüren. Hopper Blades wurden ursprünglich für die große Mehrheit der Menschen entwickelt, die einfach nur diese einfachen Freuden wieder erleben wollen.

 

Aber weil die Hopper Blades so bequem und vielseitig sind - und wahrscheinlich auch dank der Salomon-Außensohle, die für Outdoor-Enthusiasten ein Novum darstellt - wurden sie schnell zu einem Favoriten unter denjenigen, die gerne in unwegsamem Gelände laufen oder lange Strecken zurücklegen. Trail- und sogar Ultra-Trail-Athleten haben sie für sich entdeckt und nutzen sie, um an ihre Grenzen zu gehen und extremes Terrain zu erobern.

 

Eine weitere unerwartete, aber aufregende Entwicklung ist, dass Hopper Blades ihren Weg in Reha-Zentren gefunden haben - nicht um Menschen zum Laufen zu bringen, sondern um ihnen zu helfen, wichtige Schritte zur Wiedererlangung von Selbstvertrauen und Mobilität zu machen. Sie werden für kurze Übungen zur Verbesserung des Gangs, des Gleichgewichts und der Kraft verwendet und spielen nun eine Rolle in der Rehabilitation unter der Anleitung von medizinischem Fachpersonal.

 

Hopper hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Verwendung von Karbon-Blades bei Amputierten zu demokratisieren, denn die Einstufung als „nicht lebensnotwendig“ ist nicht nur frustrierend, sondern grundlegend ungerecht. Eine Laufprothese ist mehr als nur ein Ausrüstungsgegenstand; sie ist ein Werkzeug für Gesundheit, Wohlbefinden und vor allem für die gesellschaftliche Integration. Eine solche Prothese hilft, sekundären Gesundheitsproblemen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Übergewicht vorzubeugen, verbessert das psychische Wohlbefinden und fördert die soziale Teilhabe. Daher sollte die Verwendung von den Gesundheitsdienstleister*innen aktiv gefördert werden.

 

Zu den Mitarbeiter*innen von Hopper gehören ein Orthopädietechniker und ein Physiotherapeut, und ein Teil der Aufgabe von Hopper besteht darin, Fachkräfte im Gesundheitswesen auszubilden und zu schulen. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Beseitigung der finanziellen und systembedingten Hindernisse, die Menschen den Zugang zu Laufprothesen versperren.

 

Jedes Land hat sein eigenes komplexes Gesundheitssystem, und die verfügbaren Finanzierungsmöglichkeiten zu verstehen, kann sich oft wie ein überwältigendes Labyrinth anfühlen.

 

Aus diesem Grund widmet Hopper viel Zeit und Mühe der Erforschung von staatlich finanzierten Initiativen, Zuschussprogrammen, Versicherungslücken und alternativen Finanzierungsmodellen. In einigen Fällen ist es möglich, durch bestimmte Gesundheitsvorschriften eine teilweise oder vollständige Deckung der Kosten zu erhalten. In anderen Fällen können Wohltätigkeitsorganisationen und Behindertensportverbände bei den Kosten behilflich sein.

 

 

Es geht um die Freiheit, die ich verdiene

Hopper arbeitet eng mit gemeinnützigen Organisationen, Sportverbänden und Nichtregierungsorganisationen zusammen, die seine Vision der Inklusion teilen. Die geleistete Vorarbeit hat bereits zu Fortschritten im Regierungshandeln beigetragen und den Zugang zu Laufprothesen in Frankreich und Belgien verbessert. Es bleibt noch viel zu tun, aber kollektives Handeln hat die Kraft, echte, dauerhafte Veränderungen zu bewirken.

 

Seit dieser ersten Begegnung in einem kleinen Dorf in Südfrankreich hat Hopper einen langen Weg zurückgelegt. Heute expandiert das Unternehmen in Partnerschaft mit Proteor international, vor allem in Deutschland, und stellt aktiv Normen in Frage und gestaltet den Zugang im adaptiven Sport teils neu.

 

Wenn du als Amputierte*r jemals daran gezweifelt hast, ob Laufen etwas für dich ist, lädt Hopper dich ein, den ersten Schritt zu tun. Nimm einfach Kontakt mit uns auf, wenn du gerne ein Probetraining wünschst! Du kannst dies hier tun (dies ist ein externer Link, der dich auf die Hopper-Seite bringt).

 

Denn am Ende des Tages geht es beim Laufen nicht um Geschwindigkeit, sondern um Freiheit. Und die hat jede*r verdient.

 

 

Dieser Artikel als Podcast

Gastbeitrag von Natalie Pinier. Natalie ist Beraterin bei Hopper. Um mehr über Hopper und seine Produkte zu erfahren, besucht ihr am besten deren webpage und folgt dem Unternehmen auf Instagram, LinkedIn und Youtube